Genau! Das STOP-Prinzip ist ein zentrales Element bei der Ableitung von Schutzmaßnahmen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung – auch gemäß der TRBS 1111. Es beschreibt eine Rangfolge der Maßnahmen von wirksam zu weniger wirksam und sollte immer in dieser Reihenfolge angewendet werden:
Gefährdungen vermeiden, indem gefährliche Stoffe, Prozesse oder Arbeitsmittel durch weniger gefährliche Alternativen ersetzt werden.
Beispiele:
Einsatz von wassermischbaren Kühlschmierstoffen anstelle von ölhaltigen (reduziert Brand- und Gesundheitsgefahr)
Verwendung von elektrisch angetriebenen Lagerliften mit Softstart, statt ruckartiger hydraulischer Hebetechnik
Vermeidung offener Flammen durch alternative Trocknungs- oder Erwärmungsverfahren
Ist eine Substitution nicht möglich, sind technische Lösungen die effektivste nächste Schutzebene. Ziel ist es, den Menschen durch bauliche oder mechanische Einrichtungen von der Gefahrenquelle zu trennen.
Beispiele:
Schutzeinhausungen an Werkzeugmaschinen
Lichtschranken und Lichtgitter an automatisierten Lagerliften
Not-Aus-Schalter mit Verriegelungslogik
Rauch- und Temperaturmelder im Liftschacht
Sprinkler- oder Löschsysteme bei hoher Brandlast im Lagerbereich
Diese Maßnahmen greifen dann, wenn technische Lösungen allein nicht ausreichen. Sie regeln die Organisation von Abläufen, Zuständigkeiten und das Verhalten der Beschäftigten.
Beispiele:
Zutrittsbeschränkungen für gefährliche Bereiche
Wartungspläne und Prüffristen für Lagerlifte und Maschinen
Einweisung und Schulung des Bedienpersonals
Erstellung und Aushang von Betriebsanweisungen
Festlegen eines Brandschutzbeauftragten
Diese sind immer die letzte Maßnahme, wenn Gefährdungen durch die oberen Stufen nicht oder nicht vollständig beherrscht werden können.
Beispiele:
Gehörschutz an lauten CNC-Maschinen
Schutzhandschuhe beim Umgang mit scharfkantigen Werkstücken
Atemschutzmasken, falls technische Absaugung nicht ausreichend ist
Flammschutzkleidung in Bereichen mit Funkenflug oder Hitze
In der Praxis werden häufig Maßnahmen mehrerer Stufen kombiniert. So kann z. B. bei einem Lagerlift mit erhöhter Brandlast folgendes Schutzpaket entstehen:
Substitution: Gefahrstoffe in kleineren Mengen oder Brandschutzverpackung
Technisch: Rauchmelder + automatische Brandschutztür
Organisatorisch: Nur geschultes Personal darf Zugriff erhalten
Persönlich: PSA bei Wartung (z. B. isolierte Handschuhe, Schutzbrille)