STOP-Prinzip (Ableitung von Schutzmaßnahmen bei der Gefährdungsbeurteilung)

Genau! Das STOP-Prinzip ist ein zentrales Element bei der Ableitung von Schutzmaßnahmen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung – auch gemäß der TRBS 1111. Es beschreibt eine Rangfolge der Maßnahmen von wirksam zu weniger wirksam und sollte immer in dieser Reihenfolge angewendet werden:

 

🔁 S – Substitution

Gefährdungen vermeiden, indem gefährliche Stoffe, Prozesse oder Arbeitsmittel durch weniger gefährliche Alternativen ersetzt werden.

Beispiele:

  • Einsatz von wassermischbaren Kühlschmierstoffen anstelle von ölhaltigen (reduziert Brand- und Gesundheitsgefahr)

  • Verwendung von elektrisch angetriebenen Lagerliften mit Softstart, statt ruckartiger hydraulischer Hebetechnik

  • Vermeidung offener Flammen durch alternative Trocknungs- oder Erwärmungsverfahren

 

🛠️ T – Technische Schutzmaßnahmen

Ist eine Substitution nicht möglich, sind technische Lösungen die effektivste nächste Schutzebene. Ziel ist es, den Menschen durch bauliche oder mechanische Einrichtungen von der Gefahrenquelle zu trennen.

Beispiele:

  • Schutzeinhausungen an Werkzeugmaschinen

  • Lichtschranken und Lichtgitter an automatisierten Lagerliften

  • Not-Aus-Schalter mit Verriegelungslogik

  • Rauch- und Temperaturmelder im Liftschacht

  • Sprinkler- oder Löschsysteme bei hoher Brandlast im Lagerbereich

 

🧾 O – Organisatorische Maßnahmen

Diese Maßnahmen greifen dann, wenn technische Lösungen allein nicht ausreichen. Sie regeln die Organisation von Abläufen, Zuständigkeiten und das Verhalten der Beschäftigten.

Beispiele:

  • Zutrittsbeschränkungen für gefährliche Bereiche

  • Wartungspläne und Prüffristen für Lagerlifte und Maschinen

  • Einweisung und Schulung des Bedienpersonals

  • Erstellung und Aushang von Betriebsanweisungen

  • Festlegen eines Brandschutzbeauftragten

 

🧤 P – Persönliche Schutzmaßnahmen (PSA)

Diese sind immer die letzte Maßnahme, wenn Gefährdungen durch die oberen Stufen nicht oder nicht vollständig beherrscht werden können.

Beispiele:

  • Gehörschutz an lauten CNC-Maschinen

  • Schutzhandschuhe beim Umgang mit scharfkantigen Werkstücken

  • Atemschutzmasken, falls technische Absaugung nicht ausreichend ist

  • Flammschutzkleidung in Bereichen mit Funkenflug oder Hitze

 

Wichtig: Kombination der Schutzmaßnahmen

In der Praxis werden häufig Maßnahmen mehrerer Stufen kombiniert. So kann z. B. bei einem Lagerlift mit erhöhter Brandlast folgendes Schutzpaket entstehen:

  1. Substitution: Gefahrstoffe in kleineren Mengen oder Brandschutzverpackung

  2. Technisch: Rauchmelder + automatische Brandschutztür

  3. Organisatorisch: Nur geschultes Personal darf Zugriff erhalten

  4. Persönlich: PSA bei Wartung (z. B. isolierte Handschuhe, Schutzbrille)

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