Sicherheitsstromversorgungssysteme (SSVS)

Sicherheitsstromversorgungssysteme spielen eine zentrale Rolle in der Gebäudetechnik, insbesondere in sicherheitsrelevanten Bereichen. Sie sorgen dafür, dass wichtige Anlagen und Systeme auch bei einem Stromausfall funktionsfähig bleiben. Diese Systeme sind nicht nur für die Sicherheit von Menschen, sondern auch für den Schutz von Sachwerten und den Fortbestand kritischer Prozesse unerlässlich.

 

Definition und Zweck von Sicherheitsstromversorgungssystemen

Ein Sicherheitsstromversorgungssystem (SSVS) stellt eine unabhängige Stromquelle bereit, die bei Ausfall der regulären Stromversorgung automatisch einspringt. Es dient dazu, die Stromversorgung für sicherheitsrelevante Anlagen, wie Beleuchtung, Alarmsysteme oder medizinische Geräte, für eine bestimmte Zeitspanne sicherzustellen. Typische Einsatzbereiche sind:

  • Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen

  • Flughäfen und Bahnhöfe

  • Versammlungsstätten wie Kinos, Theater und Stadien

  • Industrieanlagen mit kritischen Prozessen

  • Hochhäuser und Verwaltungsgebäude

  • Rechenzentren und Telekommunikationsanlagen

 

Komponenten eines Sicherheitsstromversorgungssystems

Ein SSVS besteht aus mehreren zentralen Komponenten, die miteinander verknüpft sind, um eine zuverlässige Stromversorgung zu gewährleisten:

  1. Notstromaggregat:

    • Besteht aus einem Motor und einem Generator, der elektrische Energie erzeugt.

    • Wird in der Regel mit Diesel oder Gas betrieben.

    • Springt automatisch ein, wenn die Hauptstromversorgung ausfällt.

  2. Batterie-Backup (USV – Unterbrechungsfreie Stromversorgung):

    • Überbrückt die Zeit zwischen dem Ausfall der Stromversorgung und dem Start des Notstromaggregats.

    • Stellt eine sofortige Stromversorgung bereit.

  3. Schaltanlagen:

    • Dienen zur Umschaltung zwischen der regulären Stromversorgung und dem Sicherheitsstromversorgungssystem.

    • Stellen sicher, dass nur definierte Verbraucher versorgt werden.

  4. Verkabelung mit Funktionserhalt:

    • Die Verkabelung muss gemäß den Anforderungen an den Funktionserhalt (z. B. E30, E60, E90) ausgelegt sein.

    • Dies gewährleistet, dass Kabel auch im Brandfall funktionsfähig bleiben.

  5. Steuer- und Überwachungseinrichtungen:

    • Kontrollieren den Zustand des Systems und lösen bei Störungen Alarm aus.

    • Ermöglichen die regelmäßige Prüfung und Wartung der Anlagen.

 

Anforderungen an Sicherheitsstromversorgungssysteme

Die Planung und der Betrieb von Sicherheitsstromversorgungssystemen unterliegen strengen gesetzlichen und normativen Anforderungen. Wichtige Regelwerke umfassen:

  • DIN VDE 0100-560: Regelt die elektrische Ausrüstung für Sicherheitszwecke.

  • DIN VDE 0108: Bezieht sich auf Sicherheitsbeleuchtung und Sicherheitsstromversorgung in Gebäuden.

  • DIN EN 50171: Legt Anforderungen an Zentralbatteriesysteme für Sicherheitsbeleuchtung fest.

  • DIN EN 50272: Bezieht sich auf Sicherheitsanforderungen an Batterien und deren Installation.

Wesentliche Anforderungen umfassen:

  • Zuverlässigkeit: Sicherheitsstromversorgungssysteme müssen in jeder Situation zuverlässig funktionieren.

  • Autonomiezeit: Die Stromversorgung muss für eine Mindestzeit sichergestellt sein (oft 1 bis 3 Stunden, je nach Anwendung).

  • Selektivität: Nur sicherheitsrelevante Verbraucher dürfen an das System angeschlossen werden.

  • Wartung und Prüfung: Regelmäßige Inspektionen und Funktionstests sind zwingend erforderlich.

 

Typen von Sicherheitsstromversorgungssystemen

Es gibt verschiedene Arten von Sicherheitsstromversorgungssystemen, die je nach Anwendungsfall eingesetzt werden:

  1. Zentralbatteriesysteme:

    • Versorgen mehrere Verbraucher über eine zentrale Batterie.

    • Werden häufig in Gebäuden mit umfangreichen Sicherheitsbeleuchtungsanlagen eingesetzt.

  2. Dezentrale Batterieversorgung:

    • Jeder Verbraucher hat eine eigene Batterie.

    • Flexibler, jedoch wartungsintensiver als zentrale Systeme.

  3. Hybrid-Systeme:

    • Kombination aus Batterien und Notstromaggregaten.

    • Bieten eine hohe Zuverlässigkeit und lange Autonomiezeiten.

 

Einsatzbereiche und Vorteile

Sicherheitsstromversorgungssysteme finden in einer Vielzahl von Branchen und Gebäudetypen Anwendung. Ihre Vorteile liegen auf der Hand:

  • Sicherheit von Personen: Sie ermöglichen eine sichere Evakuierung in Notfällen, z. B. durch die Versorgung von Fluchtwegbeleuchtungen und Alarmsystemen.

  • Schutz von Sachwerten: Kritische Anlagen bleiben auch bei Stromausfall funktionsfähig, was Schäden minimiert.

  • Betriebskontinuität: In Rechenzentren und Industrieanlagen verhindern Sicherheitsstromversorgungssysteme kostspielige Ausfallzeiten.

 

Wartung und Prüfung

Die Betriebssicherheit eines Sicherheitsstromversorgungssystems hängt maßgeblich von regelmäßigen Prüfungen und Wartungen ab. Diese umfassen:

  • Visuelle Kontrollen: Prüfung auf sichtbare Schäden an Anlagen und Verkabelung.

  • Funktionsprüfungen: Test der Umschaltung und Funktion der Stromversorgung.

  • Dauerprüfungen: Überprüfung der Autonomiezeit durch vollständige Entladung der Batterien.

  • Dokumentation: Alle Prüfungen müssen lückenlos dokumentiert werden.

 

Fazit

Sicherheitsstromversorgungssysteme sind ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Gebäudetechnik. Sie gewährleisten, dass sicherheitsrelevante Anlagen auch in kritischen Situationen uneingeschränkt funktionieren. Durch die Einhaltung normativer Anforderungen und regelmäßige Wartung kann ein Höchstmaß an Sicherheit und Zuverlässigkeit erreicht werden.

 

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