Die ISO 26262 ist ein international anerkannter Standard, der die funktionale Sicherheit in elektronischen und elektrischen Systemen von Straßenfahrzeugen behandelt. Sie legt Prozesse, Methoden und Werkzeuge fest, um das Risiko von Systemausfällen zu minimieren und die Sicherheit während des Fahrzeugbetriebs zu gewährleisten. Der Standard ist für Hersteller, Zulieferer und Entwickler von sicherheitskritischen Systemen in der Automobilindustrie von zentraler Bedeutung.
Die Hauptziele der ISO 26262 sind:
Risikominimierung:
Identifizierung und Reduzierung von Risiken, die durch Systemausfälle entstehen könnten.
Standardisierung:
Bereitstellung eines einheitlichen Rahmens für die Entwicklung sicherheitskritischer Systeme.
Rechtskonformität:
Unterstützung bei der Erfüllung gesetzlicher Sicherheitsanforderungen.
Vertrauensbildung:
Förderung des Vertrauens in die Sicherheit moderner Fahrzeuge.
Die Norm ist in mehrere Teile gegliedert, die verschiedene Aspekte der funktionalen Sicherheit abdecken:
1. Begriffe und Definitionen:
Einführung in grundlegende Konzepte wie Sicherheitsziele, Gefährdungsanalysen und Sicherheitsnachweise.
2. Management der funktionalen Sicherheit:
Prozesse und Verantwortlichkeiten zur Organisation und Verwaltung von Sicherheitsaspekten.
3. Konzeptphase:
Durchführung von Gefährdungs- und Risikoanalysen, um Sicherheitsziele zu definieren.
4. Produktentwicklung:
Anforderungen an die Entwicklung von Systemen, Hardware und Software, die sicherheitskritisch sind.
5. Produktions- und Betriebsphase:
Vorgaben zur Sicherstellung der funktionalen Sicherheit während der Fertigung und des Fahrzeugbetriebs.
1. Automotive Safety Integrity Level (ASIL):
Klassifizierung von Sicherheitsanforderungen basierend auf der Schwere, Wahrscheinlichkeit und Beherrschbarkeit eines potenziellen Fehlers.
ASIL-Stufen reichen von A (niedrigste Sicherheitsanforderungen) bis D (höchste Sicherheitsanforderungen).
2. Gefährdungs- und Risikoanalyse (HARA):
Systematische Identifikation von Gefährdungen und Bewertung ihrer Risiken.
3. Sicherheitslebenszyklus:
Ein iterativer Prozess, der alle Phasen der Entwicklung, Produktion und des Betriebs umfasst.
4. Fehlermanagement:
Strategien zur Erkennung, Bewertung und Bewältigung von Fehlern, einschließlich Redundanzen und Failsafe-Mechanismen.
Die ISO 26262 stellt detaillierte Anforderungen an die Entwicklung sicherheitskritischer Systeme:
1. Systementwicklung:
Definition von Systemarchitekturen und Sicherheitsanforderungen.
2. Hardwareentwicklung:
Durchführung von Zuverlässigkeitsanalysen, wie z. B. Fehlermöglichkeits- und Einflussanalysen (FMEA).
3. Softwareentwicklung:
Einsatz sicherer Programmierstandards und Validierungsmethoden, wie statische Analyse und Simulation.
4. Integration und Verifikation:
Sicherstellung, dass alle Systemkomponenten sicher zusammenarbeiten.
Die Norm verlangt umfangreiche Tests und Dokumentationen, um die Einhaltung der Sicherheitsanforderungen zu bestätigen:
Tests auf Systemebene:
Validierung von Sicherheitsfunktionen unter realistischen Bedingungen.
Fehlersimulation:
Simulation von Fehlern, um die Robustheit von Sicherheitssystemen zu prüfen.
Sicherheitsnachweis:
Bereitstellung detaillierter Dokumentationen, die die Einhaltung der Norm belegen.
Verbesserte Sicherheit:
Reduzierung des Risikos von Unfällen durch systembedingte Fehler.
Standardisierung:
Einheitliche Anforderungen erleichtern die Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Zulieferern.
Rechts- und Normenkonformität:
Unterstützung bei der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und internationaler Standards.
Marktvertrauen:
Förderung des Vertrauens in die Zuverlässigkeit moderner Fahrzeugsysteme.
1. Komplexität:
Der umfassende Sicherheitslebenszyklus erfordert eine hohe Planung und Koordination.
2. Kosten:
Zusätzliche Ressourcen für Tests, Zertifizierungen und Dokumentationen können die Entwicklungskosten erhöhen.
3. Technologische Anforderungen:
Umsetzung neuer Sicherheitskonzepte und Integrationsstrategien.
4. Schulungsbedarf:
Schulung von Mitarbeitern, um die Anforderungen der Norm zu verstehen und umzusetzen.
Die ISO 26262 ist ein unverzichtbarer Standard für die funktionale Sicherheit in der Automobilindustrie. Sie bietet Herstellern und Zulieferern einen umfassenden Rahmen, um Risiken zu identifizieren und zu minimieren. Durch die Einhaltung der Norm wird nicht nur die Sicherheit verbessert, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher in moderne Fahrzeugtechnologien gestärkt.