Die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) stellt einen der zentralen Bereiche im Bauwesen dar. Sie umfasst die Planung, Errichtung und den Betrieb technischer Anlagen in Gebäuden, etwa Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Kälte-, Sanitär- sowie elektrotechnische Systeme. Um die Vielzahl an Leistungen in diesem Bereich präzise, vergleichbar und strukturiert zu erfassen, wurde ein praxisorientiertes Regelwerk entwickelt: die VDMA 24186. Sie dient als Grundlage für die Leistungsbeschreibung von Wartungsarbeiten an technischen Anlagen und hat sich als wichtiger Standard in der TGA-Branche etabliert. Im folgenden Beitrag wird die Richtlinie umfassend erläutert – ihre Zielsetzung, Struktur, Inhalte und praktische Relevanz.
Die Richtlinie VDMA 24186 wurde vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) entwickelt. Der Verband ist eine der wichtigsten Organisationen für die Investitionsgüterindustrie in Europa. Bereits in den 1980er Jahren erkannte man im VDMA die Notwendigkeit, eine einheitliche Grundlage für die Leistungsbeschreibung im Bereich Wartung technischer Gebäudeausrüstungen zu schaffen. Ziel war es, durch klare Definitionen und Systematiken Transparenz und Vergleichbarkeit in der Ausschreibung und Vergabe technischer Wartungsleistungen zu gewährleisten.
Die VDMA 24186 ist keine gesetzliche Vorschrift, sondern eine technische Empfehlung. Dennoch hat sie sich aufgrund ihrer hohen Praxisrelevanz in Deutschland und darüber hinaus als De-facto-Standard etabliert, insbesondere bei öffentlichen Ausschreibungen, bei Facility-Management-Dienstleistern und in der Zusammenarbeit zwischen Anlagenherstellern, Betreibern und Dienstleistern.
Die VDMA 24186 dient der systematischen Beschreibung von Wartungsleistungen für technische Anlagen der Gebäudetechnik. Sie umfasst dabei nicht nur Heizungs- und Klimatechnik, sondern auch Lüftungs-, Sanitär- und elektrotechnische Systeme sowie Gebäudeautomation. Auch sicherheitstechnische Anlagen wie Brandmeldeanlagen oder Sprinkleranlagen werden berücksichtigt.
Die Richtlinie definiert für jede Anlagengruppe standardisierte Leistungspositionen, die typische Wartungsaufgaben systematisch aufschlüsseln. Dazu gehören etwa Sichtprüfungen, Funktionsprüfungen, Reinigungsarbeiten, Justierungen und Austausch von Verschleißteilen. Durch die Verwendung standardisierter Begriffe und Leistungsinhalte wird eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Angebote erleichtert – ein zentraler Vorteil bei Ausschreibungen.
Ein weiterer Nutzen liegt in der Qualitätssicherung: Betreiber technischer Anlagen können durch die VDMA-konforme Ausschreibung sicherstellen, dass Wartungen vollständig und fachgerecht durchgeführt werden. Zudem ermöglicht die strukturierte Dokumentation eine bessere Nachverfolgbarkeit durchgeführter Maßnahmen – ein wesentlicher Aspekt, insbesondere bei sicherheitsrelevanten Anlagen.
Die VDMA 24186 ist modular aufgebaut. Sie gliedert sich in einzelne Blätter (auch als „Teile“ bezeichnet), von denen jedes eine bestimmte Anlagengruppe oder ein bestimmtes Fachgebiet der TGA behandelt. Diese Struktur ermöglicht es, nur jene Teile zu verwenden, die für ein konkretes Projekt oder Gebäude relevant sind. Die bekanntesten und am häufigsten genutzten Blätter sind:
VDMA 24186-0: Allgemeine Grundlagen und systematische Struktur
VDMA 24186-1: Heizungsanlagen
VDMA 24186-2: Raumlufttechnische Anlagen
VDMA 24186-3: Kälteanlagen
VDMA 24186-4: Sanitärtechnische Anlagen
VDMA 24186-5: Elektrotechnische Anlagen
VDMA 24186-6: Gebäudeautomation
VDMA 24186-7: Brandschutz- und sicherheitstechnische Anlagen
Jedes Blatt enthält eine Liste von standardisierten Leistungen, die in Tabellenform gegliedert sind. Die Leistungsbeschreibungen erfolgen häufig in einer Matrixform, die eine detaillierte Aufschlüsselung ermöglicht. Typischerweise werden die Positionen in Gruppen wie Sichtprüfung, Funktionsprüfung, Reinigung, Nachstellung, Schmierung, Austausch und Dokumentation untergliedert.
Ein Beispiel: Für eine Lüftungsanlage könnten folgende Leistungspositionen beschrieben sein:
Sichtprüfung von Lüftungskanälen und Luftauslässen
Kontrolle der Filterelemente
Austausch der Filtereinsätze
Überprüfung der Motoren und Lager
Reinigung der Wärmerückgewinnungseinheit
Durch diese Detailtiefe wird vermieden, dass Leistungen vergessen oder doppelt vergeben werden.
Die VDMA 24186 findet insbesondere bei der Erstellung von Leistungsverzeichnissen für die Wartung technischer Anlagen Anwendung. Architekten, TGA-Planer, Facility Manager oder Auftraggeber nutzen sie zur Erstellung von Ausschreibungsunterlagen, in denen die Leistungen eindeutig definiert sind. So können sich Anbieter auf eine identische Aufgabenstellung beziehen, was die Qualität und Vergleichbarkeit der Angebote verbessert.
Ein Praxisbeispiel: Eine Kommune plant die Wartung aller TGA-Anlagen in einem Schulkomplex. Der zuständige Facility Manager beauftragt ein Planungsbüro mit der Erstellung eines Leistungsverzeichnisses auf Basis der VDMA 24186. In dieses werden für jede Anlagengruppe (z. B. Heizung, Lüftung, Elektro) die relevanten Blätter integriert. Die Anbieter geben dann ihre Preise für die einzelnen Leistungspositionen ab. Der Auftraggeber kann Angebote so nicht nur nach Preis, sondern auch nach Umfang und Qualität bewerten.
Auch für die Dokumentation der durchgeführten Wartungen wird die Richtlinie genutzt. Viele Dienstleister strukturieren ihre Wartungsprotokolle entsprechend der VDMA-Gliederung, was eine standardisierte Ablage und Nachverfolgung ermöglicht.
Die Vorteile der Anwendung der VDMA 24186 sind vielfältig:
Standardisierung: Die Richtlinie bietet eine einheitliche Sprache für Wartungsleistungen in der TGA, was Kommunikationsfehler minimiert.
Vergleichbarkeit: Angebote verschiedener Dienstleister können objektiv verglichen werden, da sie auf identischen Leistungspositionen basieren.
Rechtssicherheit: Durch klare Definitionen wird das Risiko von Streitigkeiten über Leistungsumfänge reduziert.
Effizienz: Die Erstellung von Leistungsverzeichnissen auf Basis der VDMA-Richtlinie spart Zeit und Ressourcen.
Transparenz: Für Betreiber wird nachvollziehbar, welche Leistungen wann und wie durchgeführt wurden.
Qualitätssicherung: Die Richtlinie trägt zur Sicherstellung einer fachgerechten und vollständigen Wartung bei.
Trotz ihrer zahlreichen Vorteile stößt die VDMA 24186 in der Praxis auch an gewisse Grenzen. Ein Kritikpunkt besteht darin, dass die Richtlinie rein auf die Beschreibung von Wartungsleistungen fokussiert ist. Andere Dienstleistungen wie Instandsetzung, Modernisierung oder Betrieb sind nicht oder nur am Rande berücksichtigt. Für ein umfassendes Facility Management sind daher ergänzende Instrumente oder Richtlinien erforderlich.
Ein weiteres Thema ist die Aktualisierung der Richtlinie. Die technische Gebäudeausrüstung unterliegt einem raschen Wandel – neue Technologien wie Smart Building-Komponenten, KI-gestützte Steuerungen oder nachhaltige Energiesysteme verändern die Anforderungen an Wartung und Betrieb. Die VDMA 24186 muss in regelmäßigen Abständen überarbeitet werden, um mit dem Stand der Technik Schritt zu halten. In der Vergangenheit wurden nicht alle Blätter mit gleicher Frequenz aktualisiert, was zu Inkonsistenzen führen kann.
Schließlich erfordert die Anwendung der VDMA 24186 Fachwissen. Die einzelnen Blätter und Tabellen sind sehr detailliert – wer sie korrekt anwenden will, muss mit den technischen Hintergründen vertraut sein. Insbesondere kleinere Betreiber oder Hausverwaltungen benötigen oft externe Unterstützung, um die Richtlinie sinnvoll zu nutzen.
Die VDMA 24186 stellt einen zentralen Baustein für die strukturierte und qualitätsgesicherte Wartung technischer Gebäudeausrüstungen dar. Ihre standardisierten Leistungsbeschreibungen erleichtern die Ausschreibung, Vergabe und Kontrolle von Wartungsleistungen erheblich. Sie schafft Transparenz, Vergleichbarkeit und Rechtssicherheit in einem komplexen technischen Umfeld. Gerade im Kontext zunehmender Anforderungen an Betriebssicherheit, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gewinnt die präzise Wartung technischer Anlagen an Bedeutung – und damit auch die Relevanz der VDMA 24186.
Für Betreiber technischer Gebäudeinfrastruktur, öffentliche Auftraggeber, Planer und Dienstleister bleibt die Richtlinie ein unverzichtbares Werkzeug zur Qualitätssicherung und wirtschaftlichen Gestaltung des Anlagenbetriebs. Wer sie richtig einsetzt, kann nicht nur Kosten senken, sondern auch den langfristigen Werterhalt und die Betriebssicherheit seiner technischen Infrastruktur sichern.