Allgemein anerkannte Regeln der Technik (AaRdT)

Die allgemein anerkannten Regeln der Technik (aaRdT) sind technische Vorschriften, Normen oder Richtlinien, die von Experten als sachgerecht und bewährt angesehen werden und die sich in der Praxis etabliert haben. Sie repräsentieren den Stand der Technik, der allgemein akzeptiert und anerkannt ist, und gelten als verbindlich, wenn sie gesetzlich oder vertraglich vorgeschrieben sind.

 

Definition und Merkmale

Die allgemein anerkannten Regeln der Technik zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:

  1. Wissenschaftliche Fundierung:
    • Sie basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen.
  2. Praxisbewährung:
    • Sie haben sich in der Praxis über einen längeren Zeitraum bewährt und sind als geeignet anerkannt.
  3. Verbreitete Akzeptanz:
    • Sie werden von Fachleuten und in der jeweiligen Branche als verbindlich und zuverlässig angesehen.

 

Abgrenzung zu verwandten Begriffen

  1. Stand der Technik:
    • Der Stand der Technik beschreibt den aktuellsten Entwicklungsstand technischer Verfahren und Methoden. Er geht häufig über die allgemein anerkannten Regeln der Technik hinaus, da diese einen bewährten, aber nicht immer den neuesten Stand widerspiegeln.
  2. Stand von Wissenschaft und Technik:
    • Dieser Begriff wird oft in der Umwelt- und Sicherheitstechnik verwendet und bezeichnet den höchsten Entwicklungsstand, der technisch und wirtschaftlich realisierbar ist.

Die allgemein anerkannten Regeln der Technik liegen typischerweise zwischen dem „Stand der Technik“ und den „veralteten Regeln“.

 

Rechtsgrundlagen

Die allgemeinen Regeln der Technik finden in zahlreichen Gesetzen und Verordnungen Anwendung, beispielsweise:

  • Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) (§ 633 Abs. 2):
    • Bei Werkverträgen gilt die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik als Mindestanforderung.
  • Bauordnungen der Bundesländer:
    • Verweisen häufig auf Normen und Richtlinien, die den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechen.
  • Wasserhaushaltsgesetz (WHG) oder Energieeinsparverordnung (EnEV):
    • Fordern die Einhaltung von Regeln der Technik für Sicherheit und Umweltschutz.

 

Beispiele für allgemein anerkannte Regeln der Technik

  1. Bautechnik:
    • Vorschriften der DIN-Normen, z. B. für Statik, Brandschutz oder Wärmedämmung.
  2. Elektrotechnik:
    • Regeln der VDE (Verband der Elektrotechnik), z. B. für elektrische Anlagen.
  3. Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik:
    • Vorgaben nach der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches (DVGW).
  4. Brandschutz:
    • Technische Baubestimmungen wie die DIN 4102 (Brandschutz von Baustoffen und Bauteilen).

 

Bedeutung in der Praxis

  1. Verbindlichkeit:
    • Die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik ist häufig eine Voraussetzung, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.
  2. Haftungsfragen:
    • Bei Schäden oder Mängeln dient die Einhaltung dieser Regeln als Maßstab für ordnungsgemäßes Handeln. Abweichungen können zu Haftungsansprüchen führen.
  3. Planung und Ausführung:
    • Architekten, Ingenieure und Handwerker orientieren sich an diesen Regeln, um rechtssicher zu planen und zu bauen.

 

Entwicklung und Fortschreibung

Die allgemein anerkannten Regeln der Technik entwickeln sich stetig weiter. Neue Erkenntnisse oder Technologien können dazu führen, dass bestehende Regeln überarbeitet oder ergänzt werden. Organisationen wie das Deutsche Institut für Normung (DIN) oder der VDE tragen zur Aktualisierung bei.

 

Fazit

Die allgemein anerkannten Regeln der Technik stellen einen verbindlichen Standard dar, der für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität sorgt. Sie bilden die Grundlage für die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen und reduzieren Risiken in der Planung, Ausführung und Nutzung technischer Systeme.

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