Abschottungssysteme nach DIN 4102 Teil 11
Die DIN 4102 Teil 11 regelt die Anforderungen und Prüfverfahren für Abschottungssysteme, die in Gebäuden dazu dienen, die Ausbreitung von Feuer, Rauch und Wärme über Wand- oder Deckendurchbrüche zu verhindern. Diese Systeme kommen dort zum Einsatz, wo Installationen wie Kabel, Rohre, Lüftungskanäle oder ähnliche Leitungen durch feuerwiderstandsfähige Bauteile geführt werden müssen.
1. Wichtige Funktionen der Abschottungssysteme
- Feuerwiderstand: Abschottungen sollen Feuer für eine bestimmte Zeit standhalten (z. B. EI 30, EI 90, EI 120).
- Rauchschutz: Sie müssen verhindern, dass Rauch und giftige Gase durch Öffnungen dringen.
- Wärmeisolierung: Sie begrenzen die Temperaturübertragung auf die andere Seite der Wand oder Decke.
- Mechanische Stabilität: Abschottungen müssen auch bei Einwirkung von Hitze, Druck oder mechanischer Belastung stabil bleiben.
2. Typen von Abschottungssystemen
2.1. Weiche Abschottungen
Weiche Abschottungen bestehen aus flexiblen, nichtbrennbaren Materialien wie Mineralwolle und werden oft in Kombination mit speziellen Dichtstoffen oder Brandschutzbeschichtungen verwendet.
- Materialien:
- Mineralwolle-Matten (nicht brennbar, Klasse A1).
- Brandschutzanstriche und -dichtstoffe.
- Einsatzbereiche:
- Kabeldurchführungen.
- Mischinstallationen (z. B. Kombinationen aus Rohren und Kabeln).
- Vorteile:
- Einfach anpassbar und nachrüstbar.
- Geringes Gewicht und flexible Anwendung.
- Beispiele:
- Serverräume, Industrieanlagen mit zahlreichen Kabelbündeln.
- Funktionsweise:
- Mineralwolle verhindert die Ausbreitung von Feuer.
- Dichtstoffe schließen verbleibende Lücken und verhindern Rauchdurchtritt.
- Klassifizierung:
2.2. Harte Abschottungen
Harte Abschottungen bestehen aus festen, meist zement- oder gipsbasierten Materialien wie Brandschutzplatten oder -mörtel.
- Materialien:
- Brandschutzmörtel.
- Zement- oder Gipsplatten mit Brandschutzeigenschaften.
- Einsatzbereiche:
- Größere Öffnungen in Wänden oder Decken.
- Bereiche mit hoher mechanischer Belastung.
- Vorteile:
- Hohe Stabilität und dauerhafte Lösung.
- Geeignet für schwere Installationen.
- Beispiele:
- Lüftungsschächte oder Versorgungsleitungen in Industriegebäuden.
- Funktionsweise:
- Das Material bildet eine feste Barriere, die feuer-, rauch- und hitzebeständig ist.
- Klassifizierung:
2.3. Brandschutzmanschetten
Diese Abschottungen werden um brennbare Rohre gelegt und bestehen aus intumeszierenden Materialien, die bei Hitzeeinwirkung aufquellen.
- Materialien:
- Intumeszierende (aufquellende) Stoffe, oft in Metallgehäusen eingebaut.
- Einsatzbereiche:
- Kunststoffrohre oder Rohre mit wärmeempfindlicher Isolierung.
- Vorteile:
- Kompakte Bauweise und einfache Nachrüstung.
- Effektiver Verschluss von Öffnungen bei Brandeinwirkung.
- Beispiele:
- Abwasser- und Trinkwasserleitungen aus PVC, PP oder PE.
- Funktionsweise:
- Beim Schmelzen des Rohrs quillt das Material der Manschette auf und verschließt die Öffnung vollständig.
- Klassifizierung:
2.4. Brandschutzstopfen
Brandschutzstopfen sind vorgefertigte Elemente aus nicht brennbaren oder intumeszierenden Materialien, die in kleinere Öffnungen eingesetzt werden.
- Materialien:
- Mineralwolle oder spezielle Schaumstoffe.
- Einsatzbereiche:
- Einzelne Kabeldurchführungen oder kleine Rohre.
- Vorteile:
- Schnell und einfach einsetzbar.
- Leicht wiederentfernbar für Nachinstallationen.
- Beispiele:
- Bürogebäude oder Wohnhäuser mit einzelnen Kabeln oder Rohren.
- Funktionsweise:
- Der Stopfen schließt die Öffnung ab und verhindert das Eindringen von Feuer und Rauch.
- Klassifizierung:
2.5. Kabelabschottungen
Diese Systeme dienen speziell zur Abdichtung von Kabelbündeln, die durch feuerbeständige Bauteile geführt werden.
- Materialien:
- Intumeszierende Brandschutzplatten oder -dichtmassen.
- Einsatzbereiche:
- Elektroinstallationen in Gebäuden, insbesondere in Technikräumen.
- Vorteile:
- Anpassbar an unterschiedlich große Kabelbündel.
- Geeignet für Mischinstallationen.
- Beispiele:
- Stromleitungen in Hochhäusern oder Krankenhäusern.
- Funktionsweise:
- Das Material dehnt sich bei Hitze aus und verschließt die Zwischenräume zwischen den Kabeln.
- Klassifizierung:
2.6. Fugendichtungen
Diese Abschottungen schließen Fugen und Spalten zwischen Bauteilen ab.
- Materialien:
- Brandschutz-Silikon oder Acryl-Dichtstoffe.
- Einsatzbereiche:
- Bewegungsfugen zwischen Wänden, Decken oder Böden.
- Vorteile:
- Flexibel und einfach zu applizieren.
- Ideal für kleine Spalten und Anschlussbereiche.
- Beispiele:
- Fugen in feuerbeständigen Wänden.
- Funktionsweise:
- Die Dichtstoffe bilden eine Barriere, die Feuer und Rauch aufhält.
- Klassifizierung:
3. Prüfanforderungen und Klassifizierung nach DIN 4102-11
Die DIN 4102 Teil 11 definiert strenge Prüfanforderungen für Abschottungssysteme. Diese betreffen insbesondere:
-
Feuerwiderstandsdauer:
- Wie lange die Abschottung Feuer und Rauch standhält (z. B. EI 30, EI 60, EI 90, EI 120).
-
Dichtheit (E):
- Kein Durchtritt von Flammen oder heißen Gasen.
-
Isolationsfähigkeit (I):
- Begrenzung der Temperatur auf der brandschutzabgewandten Seite.
-
Mechanische Stabilität:
- Abschottungen dürfen unter Druck- oder Hitzeeinwirkung nicht kollabieren.
-
Prüfung:
- Abschottungen werden in Testlaboren unter genormten Bedingungen geprüft und zertifiziert.
4. Bedeutung von Abschottungen im Brandschutz
- Erhalt der Brandabschnitte:
- Abschottungen sichern die Trennung von Brandabschnitten und verhindern die Ausbreitung von Bränden.
- Schutz von Menschenleben:
- Sie schützen Fluchtwege vor Rauch- und Hitzebelastung.
- Erfüllung gesetzlicher Vorgaben:
- Abschottungssysteme sind oft verpflichtender Bestandteil der Bauordnung.