DIN EN 1838 (Sicherheits- und Ersatzbeleuchtungssysteme)

Die DIN EN 1838 ist eine europäische Norm, die sich mit den lichttechnischen Anforderungen an Sicherheits- und Ersatzbeleuchtungssysteme (Fluchtwegbeleuchtung) befasst. Diese Systeme sind essenziell in Bereichen oder Gebäuden, in denen sie erforderlich sind, um im Notfall eine sichere Orientierung, Evakuierung und Fortbewegung zu ermöglichen. Die Norm dient insbesondere dazu, sicherzustellen, dass unter allen Umständen – wie bei Stromausfällen, Brand oder anderen Notlagen – eine Mindestbeleuchtung vorhanden ist, die Panik verhindert und Personen sicher aus einem Gebäude führt.

 

Ziel und Anwendungsbereich der DIN EN 1838

Die DIN EN 1838 definiert die grundlegenden Anforderungen an Beleuchtungssysteme, die in Räumlichkeiten oder an Orten installiert werden, die der Öffentlichkeit zugänglich sind oder in denen Arbeitnehmer beschäftigt sind. Die Norm umfasst:

  • Sicherheitsbeleuchtung: Diese ist für den Schutz von Menschenleben konzipiert. Sie hilft Personen, Gefahrenbereiche sicher zu verlassen, indem sie Orientierung ermöglicht und für die Sichtbarkeit von Hindernissen, Rettungswegen sowie sicherheitsrelevanten Einrichtungen sorgt.
  • Ersatzbeleuchtung: Sie stellt sicher, dass Arbeitsvorgänge oder kritische Prozesse auch bei Ausfall der allgemeinen Beleuchtung sicher fortgeführt oder beendet werden können.

Die DIN EN 1838 ist Teil einer Reihe von Normen, die zusammen mit der DIN EN 50172 und der ISO 30061 das Sicherheitsniveau für Beleuchtungsanlagen in Gebäuden regeln.

 

Wichtige Kategorien der Sicherheitsbeleuchtung

Die Norm unterscheidet zwischen verschiedenen Kategorien der Sicherheitsbeleuchtung, die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche und Notfallszenarien abgestimmt sind:

1. Sicherheitsbeleuchtung für Rettungswege

  • Ziel: Personen sicher aus einem Gefahrenbereich führen.
  • Anforderungen:
    • Rettungswege müssen mit einer Mindestbeleuchtungsstärke von 1 Lux (horizontal gemessen) entlang der Mittellinie ausgeleuchtet sein.
    • Die Beleuchtung muss so gestaltet sein, dass auch Hindernisse oder Gefahrenstellen gut erkennbar sind.
    • Orientierungshilfen wie Pfeile, Fluchtpläne und Sicherheitszeichen müssen beleuchtet und klar sichtbar sein.

2. Antipanikbeleuchtung

  • Ziel: Verhindern von Panik und ermöglichen einer sicheren Orientierung, insbesondere in großen Räumen oder offenen Bereichen.
  • Anforderungen:
    • Eine Beleuchtungsstärke von mindestens 0,5 Lux in der gesamten Fläche des betroffenen Bereichs ist notwendig.
    • Diese Beleuchtung hilft Personen, Rettungswege schnell zu lokalisieren und zu erreichen.

3. Sicherheitsbeleuchtung für Arbeitsplätze mit besonderer Gefährdung

  • Ziel: Schutz von Personen, die in Bereichen mit potenziellen Gefahren arbeiten, wie etwa an Maschinen, die in Notfällen sicher abgeschaltet werden müssen.
  • Anforderungen:
    • Ausreichende Beleuchtungsstärke, die es ermöglicht, Gefahren zu erkennen und notwendige Maßnahmen durchzuführen.
    • Die Beleuchtung muss speziell auf die Art der Gefährdung und die örtlichen Bedingungen abgestimmt sein.

 

Technische Anforderungen

Die Norm legt detaillierte technische Spezifikationen für die Gestaltung und den Betrieb von Sicherheitsbeleuchtungssystemen fest, darunter:

Beleuchtungsstärken

  • Die minimalen Beleuchtungsstärken sind abhängig von der Funktion und dem Einsatzbereich. Rettungswege erfordern mindestens 1 Lux, während für Antipanikbereiche 0,5 Lux ausreichen.
  • Beleuchtungsstärken sind als Wartungswerte definiert, d.h., sie müssen auch nach Alterung der Leuchtmittel oder Verschmutzung der Anlagen eingehalten werden.

Gleichmäßigkeit der Beleuchtung

  • Eine gleichmäßige Verteilung der Beleuchtung ist essenziell, um störende Schatten oder blendende Kontraste zu vermeiden. Die Norm definiert hierzu Grenzwerte für die maximale Ungleichmäßigkeit.

Sicherheitszeichen

  • Sicherheitszeichen, wie Fluchtwegkennzeichnungen, müssen nach ISO 3864-1, ISO 3864-4 und DIN EN ISO 7010 gestaltet und beleuchtet sein. Diese Anforderungen garantieren, dass Schilder unter allen Bedingungen gut sichtbar sind.

Farbtemperatur und Farbwiedergabe

  • Die Farbtemperatur und Farbwiedergabe von Lichtquellen muss so gewählt werden, dass Objekte und Personen auch bei Notbeleuchtung natürlich und deutlich wahrgenommen werden können.

Dauerbetrieb und Umschaltzeit

  • Die Umschaltzeit von der allgemeinen Beleuchtung auf die Sicherheitsbeleuchtung darf 0,5 Sekunden nicht überschreiten, um eine durchgehende Orientierung zu gewährleisten.
  • Systeme müssen in der Lage sein, über definierte Zeiträume hinweg, wie z. B. 1 Stunde oder länger, zu funktionieren.

 

Anforderungen an die Installation und Wartung

Neben den lichttechnischen Vorgaben regelt die DIN EN 1838 auch Anforderungen an die Installation und Wartung von Sicherheitsbeleuchtungssystemen:

  • Standorte der Leuchten: Beleuchtungseinrichtungen müssen so positioniert sein, dass Rettungswege, Treppen, Ausgänge und potenzielle Gefahrenbereiche klar sichtbar sind.
  • Wartung: Systeme müssen regelmäßig geprüft werden, um sicherzustellen, dass die geforderten Beleuchtungsstärken und Betriebszeiten eingehalten werden.

 

Fazit

Die Einhaltung der DIN EN 1838 ist in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben, insbesondere in öffentlichen Gebäuden, Arbeitsstätten, Versammlungsräumen und Industrieanlagen. Die Norm stellt sicher, dass:

  • Menschen in Notfällen sicher evakuiert werden können.
  • Paniksituationen vermieden werden.
  • Arbeitnehmer in Gefahrenbereichen geschützt werden.

Die Umsetzung dieser Anforderungen ist ein wesentlicher Bestandteil moderner Sicherheitskonzepte und leistet einen wichtigen Beitrag zur Unfallverhütung und Rettung von Menschenleben.

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